Die Hanse war eine Organisation
von niederdeutschen Fernkaufleuten, der rund 70 große
und 100 bis 130 kleinere Städte angehörten.
Diese Städte lagen in einem Gebiet das heute sieben europäische
Staaten umfasst: von der niederländischen Zuidersee im Westen bis
zum baltischen Estland im Osten und vom schwedischen Visby im Norden bis
zur Linie Köln-Erfurt-Breslau-Krakau im Süden. Aus diesem Raum
heraus erschlossen sich die hansischen Fernkaufleute
einen wirtschaftlichen Einflussbereich, der im 16. Jahrhundert von Portugal
bis Russland und von den skandinavischen Ländern bis nach Italien
reichte, ein Gebiet, das heute 20 europäische Staaten einschließt.
In ihrer Blütezeit war die Hanse so mächtig, dass sie zur Durchsetzung
ihrer wirtschaftlichen Interessen Wirtschaftsblockaden gegen Königreiche
und Fürstentümer verhängte und im Ausnahmefall sogar Kriege
führte.
Vom 13. bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts
beherrschte die Hanse weitgehend den Fernhandel des nördlichen Europa,
konnte aber nie eine Monopolstellung erringen. Die hansischen Kaufleute
versorgten West- und Mitteleuropa mit den Luxuswaren, Nahrungsmitteln
und Rohstoffen des nördlichen und östlichen Europa. Hierzu gehörten
z.B. Pelze, Wachs, Getreide, Fisch ebenso Flachs, Hanf, Holz und
Holzbauprodukte wie Pech, Teer und Pottasche. Im Gegenzug brachten
die Hansekaufleute in diese Länder die gewerblichen Fertigprodukte
des Westens und Südens wie Tuche, Metallwaren, hier insbesondere
Waffen, und Gewürze.
Zentrale Umschlagsplätze dieses
Handels waren die Kontore der Hanse in Novgorod in Nordwestrussland
(St. Peterhof), in Bergen in Norwegen (Deutsche Brücke),
in Brügge in Flandern und in London
in England (Stalhof). Daneben unterhielt die Hanse von Russland bis nach
Portugal über halb Europa verteilt zahlreiche kleinere Niederlassungen,
die sogenannten Faktoreien.
Die Fernkaufleute verfolgten handelswirtschaftliche Ziele.
Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts versuchten die Hansestädte
jedoch, eine festere Bündnisorganisation zur gegenseitigen Unterstützung
gegen adlige Herrschaftsansprüche zu schaffen. Mit diesem festeren
Zusammenschluss wollten sie auch Problemen begegnen, die durch die wachsende
Konkurrenz englischer, italienischer und süddeutscher Kaufleute
und holländischer Frachtfahrer und durch die staatliche Erstarkung
in den Zielländern des Handels entstanden. Der Druck von außen
war somit der Grund dafür, dass sich die Staedte von der duetschen
Hanse enger zusammenschlossen.
Die Entwicklung ließ sich jedoch nicht aufhalten
und führte dazu, dass der Einfluß der Hanse zurückging,
wenn auch der Handel im 16. und frühen 17. Jahrhundert noch enorme
Zuwächse aufwies. Die aufkommenden nationalen und territorialen Wirtschaften
ließen einer überregionalen Handelsgemeinschaft wie der der
Hansekaufleute und Hansestädte keinen Raum mehr. Im Jahre
1669 fand in Lübeck der letzte Hansetag der historischen Hanse statt.
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